Haschisch: Produktion früher und heute

Bevor der Cannabis-Anbau unter Kunstlicht in den 1990er Jahren Europa eroberte, dominierte fast ausschließlich Haschisch den Schwarzmarkt. Dieses stammte meistens aus Marokko, gelegentlich aus Pakistan, Nepal oder Afghanistan, und war oft nur von durchschnittlicher Qualität.

Dank der Konkurrenz aus dem Indoor-Anbau und verbesserten Anbau- sowie Produktionstechniken in den Herkunftsländern hat sich die Qualität des importierten Haschischs in den letzten Jahren stetig verbessert.

Insbesondere die Cannabis-Bauern im marokkanischen Rif-Gebirge konnten durch das Saatgut europäischer Samenbanken sowohl die Erträge als auch die Qualität steigern. Heute wird zwar deutlich weniger Haschisch geraucht als vor 25 Jahren, doch mit einem Marktanteil von etwa 15 Prozent bleibt das nach Deutschland geschmuggelte Haschisch weiterhin ein fester Bestandteil des hiesigen Cannabis-Marktes.

Was ist Haschisch überhaupt?

Haschisch ist ein Produkt aus der Hanfpflanze, das aus einer Mischung von Pflanzenteilen und wirksamen Bestandteilen besteht. Je weniger Pflanzenteile enthalten sind, desto potenter ist das Haschisch. Die wirksamen Bestandteile wie Cannabinoide und Terpene werden in den Trichomen (Harzdrüsen) der Cannabisblüten gebildet. Sobald die Pflanze reif ist, sondern diese Drüsen Tropfen ab.

Die Kunst der Haschisch-Herstellung besteht darin, diese Tropfen von den Harzdrüsen zu trennen. Bei der Produktion von Haschisch erfolgt dieser Trennvorgang rein mechanisch. Je weniger Pflanzenteile in das Endprodukt gelangen, desto reiner und potenter wird das Haschisch. Verschiedene Techniken werden angewandt, um diese mechanische Separation zu erreichen. Eine der ältesten Techniken ist das Reiben von Cannabisblüten.

Dabei werden die reifen Blütenstände der weiblichen Cannabispflanze zwischen den Handflächen gerieben. Durch die Reibung erwärmen sich die Öle und Harze, werden flüssig und haften an den Händen. Sobald die Hände mit Harz bedeckt sind, wird die klebrige Masse abgeschabt und zu einer Kugel oder einer Wurst geformt. Dieses Haschisch wird als Charras bezeichnet und kann aufgrund der zeitaufwendigen Herstellungstechnik nur in kleinen Mengen produziert werden.

Heute wird Charras nur noch in kleinen Chargen in Nepal und Nordindien produziert. Es gibt Berichte von Menschen, die sich in Lederhäute gehüllt durch Hanffelder bewegen, um danach das Harz abzuschaben, jedoch konnten diese Berichte bisher nicht verifiziert werden.

Um Haschisch in größeren Mengen zu produzieren, muss man die Cannabisblüten sieben.

Traditionelle Haschisch-Herstellung in Pakistan, Indien und Afghanistan

Entgegen der weit verbreiteten Meinung wird Haschisch in Pakistan, Indien und Afghanistan traditionell sowohl gerieben als auch gesiebt. Bereits 1894 beschrieb ein Bericht der britischen „Drogenkommission für Indischen Hanf“ die traditionelle Herstellung von Haschisch im Himalaya:

„In dem Land 50 Meilen um die Hauptstadt (Anm.: Kathmandu) herum wurde die Droge gesammelt, indem die jungen blühenden Spitzen vor Ort zwischen den Händen gerieben wurden. In Yarkand (heutiges China) werden die getrockneten Pflanzen über ein Tuch geschlagen, und das gräuliche Pulver, das darauf fällt, wird gesammelt und in Säcke verpackt, wo es durch einen Prozess, zu dem auch die Sonneneinstrahlung gehört, verklumpt.”

Ähnliche Berichte über das Sieben der Blütenstände wurden von der Indischen Hanfkommission aus allen Gegenden Nordindiens, Pakistans, Afghanistans und dem heutigen Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang in China erwähnt.

Traditionelle und moderne Haschisch-Herstellung

Der Blütenstaub wird mit ein paar Tropfen heißem Wasser geknetet, bis ein grünlich-brauner Klumpen entsteht. Dieser Klumpen wird abwechselnd geknetet und erhitzt, bis das hinzugefügte Wasser vollständig verdunstet ist. Das resultierende Haschisch ist extrem geschmeidig, außen glänzend schwarz und innen grün-braun. Diese Art von Haschisch ist heute als „Pakistani“ oder „Schwarzer Afghane“ bekannt.

Am intensivsten wird jedoch in Marokko gesiebt. Die marokkanischen Rif-Bauern produzieren etwa 80% des weltweit gehandelten Haschischs, obwohl sie bis in die 1960er Jahre noch keine kommerzielle Haschisch-Produktion betrieben.

Die Rif-Berber bauen zwar seit Jahrhunderten Cannabis an, das traditionell jedoch als „Kif“ konsumiert wird. „Kif“ ist eine Mischung aus Cannabisblüten, Blättern und etwas Tabak und ist deutlich schwächer als Haschisch.

Als die Beatniks um Jack Kerouac in den 1950er und 1960er Jahren nach Marokko kamen, brachten sie das Wissen über die nahöstliche Haschisch-Herstellung mit ins Rif-Gebirge. Seitdem wird Cannabis dort nach den Methoden gesiebt, wie sie einst von der britischen Hanfkommission beschrieben wurden.

Für diesen Wissenstransfer soll der Beatnik Bobby „Batmann“ Jahrmarkt verantwortlich gewesen sein. Jahrmarkt war unter den Beatniks als Haschenthusiast bekannt, bis er 1972 durch einen tragischen Unfall in Kabul ums Leben kam.

Im Gegensatz zu ihren Kollegen im Hindukusch und Himalaya verzichten die marokkanischen Bauern beim Pressen auf Wasser. In Marokko wird das Harz-Pflanzengemisch rein mechanisch zu Platten gepresst. Je schlechter die Qualität des Materials ist, desto mehr Druck muss angewendet werden, um das Haschisch in die gewünschte Form zu bringen.

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