Einfluss der Temperatur auf die Verdampfung
Cannabis enthält über hundert verschiedene Cannabinoide, mehr als zweihundert Terpene und zahlreiche Flavonoide. Jede dieser Verbindungen hat einen individuellen Siedepunkt. Durch die präzise Steuerung der Temperatur können Sie gezielt die gewünschten Verbindungen freisetzen und isolieren. Wie beeinflusst die Temperatur den Verdampfungsprozess?
Der Temperaturbereich der Verdampfung wird üblicherweise in drei Kategorien unterteilt: niedrig, mittel und hoch.
Jede Temperaturstufe ist darauf ausgelegt, spezifische Verbindungen freizusetzen. Die meisten modernen Vaporizer verfügen über eine Temperaturregelung, was die Einstellung des Geräts erheblich erleichtert.
Niedrige Temperatur (154°C – 165°C)
Menschen, die Cannabis ausschließlich zu medizinischen Zwecken verwenden, möchten oft keine überwältigende Wirkung erleben. Das Verdampfen bei niedrigen Temperaturen sorgt für die Freisetzung spezifischer Verbindungen und bietet eine milde, dennoch effektive therapeutische Wirkung.
Obwohl das Verdampfen bei niedrigen Temperaturen THC freisetzt, stellen Patienten häufig fest, dass die Wirkung nicht so stark ist wie bei höheren Temperaturen. Bei diesen Temperaturen bleibt der Geschmack der Kräuter dezent, mit einem klaren Nachgeschmack von verdampften Terpenen.
Zu den Terpenen, die bei niedrigen Temperaturen freigesetzt werden, gehören vor allem Pinen und Caryophyllen. Eine Studie aus dem Jahr 2011, veröffentlicht im British Journal of Pharmacology, beschreibt Pinen als „Acetylcholinesterase-Hemmer“. Das bedeutet, dass es das Gedächtnis verbessert, indem es den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin verhindert. THC kann manchmal vorübergehende Kurzzeitgedächtnisprobleme verursachen, und Pinen kann dieses Problem wirksam lindern. Caryophyllen ist bekannt für seine starke entzündungshemmende Wirkung. Dieser Terpen hat sich bei medizinischen Marihuana-Patienten großer Beliebtheit erfreut.
Durchschnittstemperatur (165°C – 187°C)
Neben der erhöhten Freisetzung von THC trägt eine niedrigere Temperatur auch zur Freisetzung von Terpenen wie Myrcen und Limonen bei.
Myrcen erhöht die Durchlässigkeit der Blut-Hirn-Schranke, was die Aufnahme von Cannabinoiden wie THC erleichtert und zu stärkeren Effekten führt. Zudem ist Myrcen aufgrund seiner schmerzlindernden und beruhigenden Eigenschaften beliebt. Es wirkt auch stark angstlösend und ist hilfreich bei Schlafstörungen und Schlaflosigkeit.
Limonen hingegen ist ein Terpen, das Vorteile wie eine verbesserte Stimmung und ein gesteigertes Gefühl der Euphorie bietet. Diese Eigenschaften machen es wirksam bei der Behandlung von Angstzuständen, Depressionen und Stress.
Hohe Temperatur (187°C – 221°C)
Bei hohen Temperaturen werden die meisten Cannabinoide vollständig verdampft, einschließlich des potenten THC. Dies führt zu einer intensiveren und sofort spürbaren Wirkung.
Verdampfen bei Temperaturen über 221 Grad Celsius nähert sich dem Verbrennungsprozess, daher ist es wichtig, diesen Punkt nicht zu überschreiten. Bei hohen Temperaturen wird zwar THC sicher extrahiert, jedoch bleiben nur wenige Terpene-Verbindungen erhalten. Eine der wichtigsten ist Linalool, das für seine beruhigenden und entspannenden Eigenschaften bekannt ist.
Linalool besitzt auch analgetische und entzündungshemmende Eigenschaften. Diese Verbindung ist oft hilfreich für Menschen mit Schlaflosigkeit aufgrund ihrer beruhigenden Wirkung.
Es lässt sich festhalten, dass hohe Temperaturen nicht die optimale Wahl sind, wenn Sie die Vielfalt der Terpen-Vorteile nutzen möchten. Doch wenn Ihr Ziel darin besteht, starke Schmerzen zu lindern, kann eine hohe Temperatur durchaus hilfreich sein.